Schmidt Original Nabendynamo (SON) reparieren

Ich bekam ein schon älteres und gebrauchtes 28″ Vorderrad inkl. SON für Felgenbremse mit passender gut erhaltener Schwalbe Marathon Bereifung geschenkt. Leider wurde das Rad wohl in der Vergangenheit mit einem Hochdruckreiniger gesäubert, da es im Ganzjahresbetrieb genutzt wurde und somit drang wohl auch etwas Wasser in das Dynamogehäuse, was den Dynamo durch Rost nur noch sehr schwergängig laufen ließ. So benutzen konnte/wollte ich das Rad bzw. den Dynamo nicht. Der Dynamo ist mind. 15 Jahre alt und somit ist die 5 Jahresgarantie auch längst abgelaufen. Ich entschied mich auf eigene Faust den Dynamo zu zerlegen und bestenfalls auch wieder zu reparieren. Mehr als kaputt machen konnte ich ja sowieso nicht.

Los geht es.

Anschlussseitig werden erst die dickere Aluscheibe und die darunterliegende Plastikabdeckung über den Kontakten abgezogen. Die Aluscheibe mit Zange drehend herunterziehen oder besser mit einem passendem Abzieher.

Danach kann man beide Kontakte abnehmen und die beiden Starr-Drähte ablöten. (Das Bild zeigt schon die reparierte Version mit neuen Kabeln) sieht aber genauso aus nur mit orig. schwarzen Drähten.

Die Drähte jetzt in die Nut der Achse schieben oder wie ich es machte einfach abschneiden und Kontaktträger von Achse abziehen, der auch nur aufgesteckt ist. Da ich natürlich kein Spezialwerkzeug zum Ausdrehen (rechtsgewinde) des Deckels da hatte, musste dieser den Schlägen eines passenden Austreibdorns standhalten, was auch ganz gut gelang.

Zerlegt sieht das Ganze dann etwa so aus:

Das Lager inkl. Achse und Rotor auf der gegenüberliegenden Seite ist auch nur in der Nabe gesteckt und lässt sich relativ reicht austreiben. Man sieht auch schon recht schön, wie rostig alles ist. Die Dichtscheibe vom Lager im Deckel habe ich entfernt, um das Lager ordentlich mit Benzin zu reinigen und mit frischem Wälzlagerfett (voll aufgefüllt) versorgt. Die Kontaktflächen vom Rotor sowie der Rotor selbst wurden ordentlich entrostet und mit feinem 180er Schleifpapier so gut es ging blank gemacht. Die gleiche Behandlung erfuhr auch die Nabe innen.

Jetzt geht es wieder an den Zusammenbau des Dynamos.

Ich entschied mich anstatt der 2 Starrdrähte, Litzen mit Silikonummantelung für die Kontaktanschlüsse zu verwenden. So wurden also die beiden Drähte der Spule von mir ersetzt:

Die Drähte sollte ungefähr der Originallänge entsprechen. Lieber ein klein wenig länger als zu kurz, weil jetzt wird’s fummelig. Beide Drähte bündig bis Anschlag in die Nut einlegen. Wichtig dabei ist, daß die Drähte noch etwas herausgezogen werden können, wenn der Kontaktträger aufgeschoben wurde, was nach Aufschieben vom Deckel passiert.

Das sieht am Ende etwa so aus:

Ich habe Pinzetten verwendet, um den Draht unterm Deckel etwas zu schieben bzw. aus der Achsenut heraus zu ziehen, was ganz gut gelungen ist. Der Draht wird so knapp abisoliert und die Enden etwas verzinnt, dass diese genau in die dafür vorgesehene Nut vom Kontaktträger passen. Die Kontaktbleche habe ich zuvor vor-verzinnt und von oben einfach eingelegt und abschließend mit dem Kabelende verlötet.

Jetzt kommt nur noch die Platikabdeckung drauf:

und zum Schluss das Aluteil:

So wird nun der Rotor in die Nabe eingesetzt und Stück für Stück der Deckel wieder eingedreht. Dazu habe ich immer wieder, nach jeder Deckeldrehung so weit es ging, leicht auf den Achsstumpf Kontakt seitig leicht klopfen müssen, damit das Lager sich auf der gegenüberliegenden Seite weiter setzen kann. Das ganz wird so lange ausgeführt, bis der Deckel in der Nabe fest verschraubt wurde.

Wichtig: Bei den ganzen Arbeiten darauf achten, dass der Kontaktträger nicht verdreht wird und dabei die Kabel beschädigt!!! Die Achse sollte auch nur von der gegenüberliegenden Kontaktanschlussseite gedreht werden, wenn das Rad ausgebaut ist. Ist das Rad in der Gabel fest eingebaut, ist durch das Einspannen ein Verdrehen unmöglich.

Im Abschluss noch ein kurzer Funktionstest am besten mit einer LED Lampe und keinem digit. Multimeter, da die ständig schwankende Spannung beim von Hand drehen des Vorderrades kaum digital richtig zu messen ist. Ich kann nun auch wieder die Achse von Hand drehen, was vor Reparatur nur mit einem 16er Maulschlüssel gelang. Das nun einwandfreie Vorderrad wurde in mein Koga eingebaut. Der Dynamo darf von jetzt an weitere ~20 Jahre die Edelux und/oder „Lumi-Con Bike Harvester USB-P5C – USB-C“ mit Energie versorgen.

Die Anleitung kann SON-Betreibern helfen Ihren schon längst aus der Garantie gefallenen SON selber zu reparieren z.B. im Fall von Lagerschaden, um so nachhaltig die vorhandene aber defekte Energiequelle zu reparieren.

Zeitaufwand: ca. 2-3h

Arbeitmittel:

Hammer + Dorn, Lötkolben + Zinn, etwas Kabel, Zangen und Pinzetten, Abzieher, Lager-Fett, Reiniger……

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