Hinterrad neu einspeichen

Mein 36V HR-Bafang elekrifiziertes Scorpion hat um die 10000km mit der original Felge hinter sich und es wurde höchste Zeit die Felge zu replacen. Ich bin schon fast den ganzen Sommer nicht gefahren (konnte zum Glück Swizzbee fahren), weil 3 Speichen hinten abgerissen waren (fast alle nebeneinander) und ich so nicht fahren wollte. Eigentlich wollte ich alles von Laufrad-Tuning machen lassen, leider warte ich aber schon seit 3 Wochen das deren Gewindemaschine für die Speichen wieder verfügbar ist. Abhilfe wurde bei Pedalkraft gefunden. Hier habe ich am Donnerstag Abend eine Andra 40 sowie 40 (4 Ersatz) 134mm 2mm Edelstahlspeichen alles ab Lager verfügbar geordert. Bereits Samstag war alles da, vielen Dank an dieser Stelle an Herrn Eberhardt für die schnelle Lieferung. Bezahlt wurde via Lastschrift.

Die zu wechselnde Originalfelge:

Trike-Hinterrad-01

Vorbereitung:
Als erstes wurde das Hinterrad ausgebaut. Ich plante bereits ein, den Motor aus der Nabe auszubauen, da dann der Felgenumbau viel handlicher sein sollte. Das Kabel ist störend und der Motor schwer. Das Öffnen des Motordeckels erwies sich mal wieder als schwierig mit seehhhrrr viel Kraftaufwand. Letzlich war ich der Stärkere….Eine ausrangierte Kunstoffbeschichtete Holzplatte diente als Arbeitsbrett zum Ausrichten der neuen Felge im 1sten Schritt. Die Nabe liegt einwandfrei plan auf dem Brett. So konnte ich die Felge ersteinmal grob ausrichten. Doch dazu später.

Ausbau der alten Felge, Naben Aufbereitung:
Ich machte mir die Arbeit die alten Speichen gemütlich herauszuschrauben. Das dauerte nicht länger als 10min. Für einen Seitenschneider braucht man sehr viel Kraft, Abmeißeln erschin mir zu brachial. Ich stellte fest, dass am der Nabenhorn (dort wo der Speichkopf steckt) überall der Lack lose war und unter dem losen Lack das Alu arg oxidiert ist. Außerdem haben die von außen kommenden Speichen mechanische Abdrücke im Material hinterlassen. Diese Abdrücke nutzte ich aus und fräste mit einem Dremel ein Nut hinein um den neuen Speichen gleich etwas mehr Platz zu verschaffen. Ohne diese Nut musste die Speichen doch recht stark in Richtung Felge gebogen werden. Die von innen (Nabe) kommend in Richtung Felge laufenden Speichen hingegen laufen einwandfrei zur Felge. Zum Schluss habe ich dann noch allen losen Lack mit dem Dremel und einem Rundschmirgel entfernt. Das Nabenhorn (heißt das überhaupt so?) ist jetzt also komplett von altem Lack befreit und glänzt alufarbend. Die Speichen von außen kommend müssen sich auch kaum in Richtung Felge biegen, da die Nut Platz geschaffen hat.

Nabe aufbereitet:

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Einspeichen:
Das geht eigentlich recht einfach. Es gibt reichlich Anleitungen, wie man vorgehen sollte. Ich verwendete für die grobe Ausrichtung die Arbeitsplatte und einen Stahl Millimeterstab, mit dem ich den Abstande der Felge von der Arbeitsplatte aus nachmessen konnte. Das Motorgehäuse (Nabe) ist ja recht großflächig und liegt plan auf der Platte. Die 25mm breite Felge hatte ungefähr 6mm Abstand zur Platte. Den Höhenschlag habe ich einfach mit MM-Stab von Felgenhorn nach Nabenhorn verifiziert. Nachdem alles schon gut straff gespannt war, habe ich den Reifen montiert, aufgepumpt, den Motor wieder eingebaut, Ritzel verschraubt und die Felge in die Schwinge montiert. Hier konnte ich jetzt noch die Mittigkeit der Felge optimieren. Ich habe den Abstand Felge nach Schwingeninnenkante als Maß verwendet. Ich fahre ein 7fach 14-34er Ritzel. 9fach haben sich bei mir als nicht praxistauglich bewährt. Außerdem läst sich die Mittigkeit mit einem 7fach besser einstellen, ohne das die Speichen auf Ritzelseite suboptimal ausgerichtet sind.

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Nacharbeiten:
Die Felge läuft fast einwandfrei rund. An einer Stelle habe ich einen leichten „Schlag“. Den werde ich mir noch diese Woche bei einem ortsansässigen Rad-Spezi herausmachen lassen. Ich hoffe, die bekommen das ohne Raddemontage hin. Ansonsten lasse ich es wie es ist. Außerdem lasse ich den Speichenzug messen. Ich denke, die sind sehr straff, setzen sich die Tage aber evtl noch ein bisschen. Die Meisten wissen ja bereits, das i.d.R. die Speichen nicht wegen zu hohen Zug brechen, sondern wegen der Stauchung, also zu wenig Zug.

Fazit:
Das ist das 1ste Mal, das ich ein Rad aus und wieder eingespeicht habe. Eigentlich aus der Not heraus. Dennoch muss ich im nachhinein festellen, dass ich froh bin es selbst gemacht zu haben. Somit hatte ich Gelegenheit die Nabe den Gegebenheiten besser anzupassen und ordentlich zu machen. Das ganze hat mich 62€ und ca. 4h Zeit gekostet. Mir hat es Spaß gemacht. Schön wäre es, wenn ich das Rad noch mit einem 100% Rundlauf hinbekommen könnte.

follow up:
Ich habe das Hinterrad nun doch noch richtig schön Rund hinbekommen. Die Firma RADAX in Calw war mir behilflich. Ich habe sportliche 5€ Arbeitslohn bezahlt.

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Hier noch das Ganze fertig eingebaut:

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